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Pilze

Bis 2010 konnten rund 180 Arten von Großpilzen und pflanzenparasitischen Kleinpilzen sowie mehrere Dutzend lichenisierte Pilze (Flechten) auf dem Gelände bestimmt werden. Belege werden im Pilzherbarium des Karlsruher Naturkundemuseums deponiert und dienen der Dokumentation der Stadtpilzflora. Auf dem Gelände konnten zahlreiche Arten gefunden werden, die sonst aus Karlsruhe nicht bekannt sind. Dies betrifft vor allem bevorzugt auf den Sandrasen wachsende Bauchpilze, von denen es rund 20 Arten auf dem Gelände gibt.

Pilz
Stielboviste wie Tulostoma brumale und andere Bauchpilze findet man reichlich
in den Sandrasen.

Es sind Vertreter der Gattungen Bovista (Boviste), Calvatia (Großstäublinge), Cyathus (Teuerlinge), Disciseda (Scheibenboviste), Lycoperdon (Stäublinge), Scleroderma (Hartboviste) und Tulostoma (Stielboviste). Sie besitzen Fruchtkörper, welche ideal an trockenwarme Bedingungen angepasst sind was ihnen auf den Sandrasen zu Gute kommt. Zwei der Hartboviste haben in Europa ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südeuropa und sind nur extrem selten innerhalb Deutschlands.

Auch die Pilzflora der Magerrasen ist interessant. Besonders häufig findet man hier den Trockenen Kahlkopf (Psilocybe montana) und andere kleine und mitunter sehr seltene, totes organisches Material zersetzende (saprobiontische) Blätterpilze aus den Gattungen Clitocybe (Trichterlinge), Conocybe (Sammelhäubchen), Hygrocybe (Saftlinge), Entoloma (Rötlinge) und Stropharia (Träuschlinge).

Die vielen Kaninchen sowie die Beweidung durch Ziegen und Esel sorgen für reichlich koprophile („mistliebende“) Pilze, wie Vertreter von Iodophanus (Kotlinge), Panaeolus (Düngerlinge), Coprinus (Tintlinge) und Psilocybe (Kahlköpfe) und anderer Gattungen zeigen.

Die Holzbewohner kommen etwas zu kurz, da sich nur vergleichsweise wenig Altholz auf dem Gelände befindet. Jedoch findet man vor allem im Sommer und Frühherbst reichlich Mykorrhiza-Pilze der Gattungen Lactarius (Milchlinge), Russula (Täublinge) und Wulstlinge wie den Fliegenpilz (Amanita muscaria) und auch einige Röhrlingsarten wie den Netzstieligen Hexenröhrling (Boletus luridus). Sehr häufig ist auch der Kahle Krempling (Paxillus involutus). Ihre Baumpartner sind heimische Bäume wie die Stieleiche (Quercus robur) und die Hänge-Birke (Betula pendula), aber auch die nordamerikanische Rot-Eiche (Quercus rubra) findet auf dem Gelände zahlreiche heimische Pilzpartner.

Pilz
Auf den Stängeln des Bauernsenfs parasitiert der Falsche Mehltaupilz Hyaloperonospora teesdaliae.

Schließlich bietet das Gebiet Flechten und, bedingt durch die vielen krautigen Pflanzen, einer Vielzahl teils sehr seltener pflanzenparasitischer Kleinpilze ein Zuhause. Eine Besonderheit ist der spezifisch auf dem Bauernsenf vorkommende Falsche Mehltaupilz Hyaloperonospora teesdaliae, der innerhalb Deutschland bisher nur aus den nördlichen Bundesländern bekannt war.

Unter den bisher registrierten Pilzarten sind zahlreiche „Rote-Liste-Arten“, eine Art der Gattung Conocybe (Sammethäubchen) konnte sogar erstmalig für Deutschland nachgewiesen werden.

Den Speisepilzsammlern möchten wir mitteilen, dass das Sammeln auf dem Gelände nicht erlaubt ist. Es lohnt sich aber auch nicht - es gibt zwar, wie gesagt, reichlich Pilze, an Arten für den menschlichen Verzehr mangelt es hingegen.

Weitere Pilzfotos sind in den Fotoalben zu sehen.

Autor:
Dr. Markus Scholler
scholler@naturkundeka-bw.de

Alle Pilzfotos: © M. Scholler